An unserer jüngsten RGS-Tagung ging es um «Alles rund ums Melken: Tagung für Tierärztinnen und Tierärzte»

Die Veranstaltung fand an der Inforama Rütti statt und wurde von fast 60 TeilnehmerInnen besucht.

In Andreas Niederhäusers (Leiter Melkforum BFH-HAFL) Beitrag wurden die Prinzipien der Melktechnik behandelt. Dabei wurde ausführlich auf die verschiedenen Melksysteme wie die Eimer-, Rohrmelkanlage und das AMS eingegangen. Es wurden jeweils der genaue Aufbau, die Druckverhältnisse sowie die Vor- und Nachteile der jeweiligen Systeme erläutert. Auch auf kritische Punkte wie Druckabfälle im System durch Knicke, Verengungen, Lufteinlassen beim Ansetzen, den Milchleitungsdurchmesser und die Höhe der Milchleitung wurde hingewiesen.

In Rupert Bruckmaiers (Vetsuisse Fakultät Bern) Referat wurde die Physiologie und Biotechnologie des Milchentzugs beim Maschinenmelken beleuchtet. Die passiv verfügbare Zisternenmilch macht nur <20% der gesamten Milchmenge aus. Je geringer die Euterfüllung, je weniger Zisternenmilch steht zur Verfügung, um die Zeit bis zur Milchejektion zu überbrücken. Die Vorgänge, die zur Milchejektion nötig sind, wurden detailliert besprochen. Eine Kombination aus einer kurzen Stimulation (15s) und einer Latenzzeit bis zu 1 Minute funktioniert dabei bestens. Störungen in der Milchejektion sind immer auf eine Störung des Oxytocinkreislaufes zurückzuführen. Die grösste Belastung auf das Zitzengewebe passiert bei niedrigem oder beendetem Milchfluss.

Im anschließenden Vortrag von Maren Feldmann (RGS) wurde die korrekte Melktechnik und -hygiene thematisiert. Dabei wurde ein vollständiger Melkgang bildlich dargestellt, wobei die richtige Reihenfolge und die kritischen Punkte besonders hervorgehoben wurden. Es ging um Hygienemesspunkte; das Aussehen der Kühe und insbesondere der Euter, den Zustand des Melkstands, des Melkzeugs und des Melkers. Werden Handschuhe getragen? Auch Fragen wie das Vormelken, die Vorreinigung des Euters und die Überprüfung der verwendeten Methoden wurden diskutiert. Weitere Themen waren der Zeitpunkt des Anhängens, der Ablauf des Melkvorgangs und des Abhängens sowie die Beurteilung des Zustands der Zitzen nach dem Melken.
Abschliessend wurde ein Film gezeigt, der während eines Bestandesbesuchs aufgenommen wurde. Das Ziel war es, für jeden Teilnehmer zu identifizieren, wo möglicherweise Optimierungspotenzial besteht.

Vor der Mittagspause sprach Thomas Manser (Agroscope) ebenfalls über die Besonderheiten der einzelnen Melksysteme. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Anrüstautomaten (APS) und die Abnahmeautomaten (ACR) gelegt. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Abnahmeschwelle ideal eingestellt ist, sodass eine lange Ausmelkphase vor der Abnahme verhindert wird. 0.6kg/min hat sich bewährt. Auf Hinweise von Milch-Rückspray bei der Abnahme sollte geachtet werden. Diese wären sichtbar durch Milchtropfen an den Zitzenenden.
Die Wichtigkeit einer korrekten Positionierung der Melkzeuge durch Positionierhilfen wurde diskutiert. Bei AMS wurde die Liegeboxenhygiene speziell hervorgehoben, da die Kühe nach dem Melken direkt abliegen können und der Roboter nicht nach Verschmutzungsgrad, sondern nach einer fixen Zeiteinheit reinigt.

Nach der Mittagspause wurden in drei Gruppen Stationen besucht. Dabei durfte das Melkforum besichtigt werden. Diverse Eimer-, Rohrmelk- und Melkstandmelkzeuge von verschiedenen Herstellern wurden vorgeführt. Zudem konnte die erste automatische Zitzenvorreinigunganlage für Melkstände begutachtet werden. Am Lely-Roboter wurden dann beispielhaft die kritischen Punkte der AMS beleuchtet.

An den anderen zwei Posten wurde ein Fall von einem Betrieb mit Eutergesundheitsproblemen bearbeitet. An der einen Station ging es mehr um die wichtigen Punkte bei einer Besichtigung vor Ort, an der anderen Station ging es dann um das Interpretieren der Milchleistungsdaten.

Als Abschluss der Tagung wurde noch auf die Anlaufstellen bei Melk-, Euterproblemen und die Möglichkeiten zur Diagnose im Feld eingegangen. Thomas Manser stellte dabei die weiterführenden Untersuchungen vor, die ergänzend zu den Beobachtungen auf dem Betrieb nützlich sein können. Dabei wurde auf Vakuummessungen am Melkzeug, die Messung von elektrischen Immissionen, Lärm und Vibrationsmessungen eingegangen.
Andreas Niederhäuser ging zum Schluss noch auf die Wartung und Kontrolle von Melkanlagen gemäss den Richtlinien ein.
Nach einer abschliessenden Fragerunde ging die Tagung erfolgreich zu Ende.

Abb 1: Die Besichtigung des Melkforums mit diversen Melksystemen und Melkmaschinen war eines der Highlights der Tagung.

Abb 2: Die verschiedenen AMS mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen wurden aufgezeigt.

Abb. 3: Die Melkertagung vom RGS an der Inforama wurde rege besucht.

 

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