Vet's Corner 04/2024

Control of paratuberculosis: who, why and how. A review of 48 countries
Whittington et al. BMC Veterinary Research (2019) 15:198

https://doi.org/10.1186/s12917-019-1943-4

Autor und Initiator der Studie war Richard Whittington aus Australien. Die internationale Vereinigung für Paratuberkulose war der Startpunkt, um Experten rund um den Globus zu rekrutieren. Das Wissen und Vorgehensweisen in den verschiedenen Ländern wurden hauptsächlich über einen sehr detaillierten Fragebogen geteilt und durch das australische Team ausgewertet.

Entstanden ist eine ausführliche Übersicht zu Paratuberkulose, welche die aktuelle Literatur in der Einleitung geschickt interpretiert und zusammenfasst und es auch schafft, im Informations-Dschungel aus 48 verschiedenen Ländern übersichtlich zu bleiben. Daten und Informationen, welche den Rahmen der Publikation sprengen würden, sind als Anhänge für jeden online verfügbar, so z.B. auch Zusammenfassungen zu einzelnen Ländern.

Für die Autoren der Studie bestehen keine Zweifel, dass Paratuberkulose ohne Kontroll- oder Überwachungsmassnahmen sich weiter ausbreiten wird. Folgende Empfehlungen wurden aus der Arbeit abgeleitet:

1. Es braucht internationale Richtlinien

Das Fehlen von Richtlinien durch die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) schafft ein Vakuum, in dem Fachleute nicht genau wissen, was sie empfehlen sollen und Regierungen sich vor teuren Aktionen drücken können. Die Konflikte zwischen der Tuberkulose und Paratuberkulose Bekämpfung müssen diskutiert werden.

Die Signifikanz für die öffentliche Gesundheit sollte durch Foren wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geklärt und ein Konsensus erreicht werden.

2. Überwachung

In vielen Ländern ist eine einheitliche und verbesserte Überwachung notwendig, damit die wahre Prävalenz von MAP ermittelt werden kann. Nur so können angepasste Massnahmen ergriffen werden.

3. Leistungsindikatoren

Es braucht gute Leistungsindikatoren als Motivatoren. Die Anzahl Teilnehmer oder die Inzidenz klinischer Fälle sind dafür schlecht geeignet. Prävalenzdaten aufgrund objektiver Überwachung wären ein möglicher Kandidat. Länder, die frei von Paratuberkulose sind, brauchen ein objektives Monitoring.

4. Forschung

Es braucht verbesserte Tests für Tuberkulose und Paratuberkulose. Damit sollte auch die Rolle möglicher Reservoire (domestiziert oder wild) geklärt werden.

Die Erforschung neuer Test-Methoden, könnte auch neue Impfkandidaten hervorbringen, die im Idealfall eine Infektion vermeiden. Ausserdem sollten Programme, die Paratuberkulose mit «test and cull» angehen mit solchen verglichen werden, die mit Impfungen arbeiten.

5. Ganzheitlicher Ansatz

Alle Wiederkäuerspezies sollten miteinbezogen werden. Separate, voneinander unabhängige Programme z.B. auch zwischen Milch- und Fleischindustrie sollten vermieden werden.

6. Verbesserte Kommunikation zwischen interessierten Parteien

Landwirtschaft, Tierärzteschaft, Laboratorien, Zuchtorganisationen, Verarbeiter und staatliche Organisationen sowie weitere Interessenvertreter sollten kommunizieren und Wissen austauschen. Alle Parteien sollten die relevanten Informationen haben und Vorteile einer Bekämpfung, wie auch die Risiken eines Versagens kennen.

7. Nachhaltigkeit von Kontrollprogrammen

Wie auch bei der Tuberkulose wird der Zeitrahmen für eine Kontrolle in Jahrzehnten gemessen. Die Nachhaltigkeit einer solchen Anstrengung muss ermittelt und ökonomisch gerechtfertigt werden. Es braucht Studien, um die Entwicklung bezüglich der Konsumenteneinstellung und des Marktes besser einzuschätzen und voraussagen zu können.

Die Resultate der Studie werden abschliessend selbstkritisch bewertet. So war die Rekrutierung über ein Netzwerk von Experten nicht zufällig, hat aber garantiert, dass Wissenschaftler mit spezifischer Fachkenntnis teilnahmen. Es gab grosse geographische «Wissens-Löcher» in Russland, China und einem grossen Teil von Afrika. Die Teilnehmenden waren hoch motiviert, da sie auch Ko-Autoren der Studie waren. Es ist möglich, dass die Schätzung der Prävalenz durch den speziellen Fokus der Teilnehmenden in gewissen Fällen höher ausgefallen ist.

 

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